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Wir untersuchen nun, wie sich Veränderungen der Ressourcen auf die Allokation der Faktoren auf verschiedene Sektoren und somit auf die Produktionsmengen auswirken. Dabei müssen wir zwei mögliche Fälle unterscheiden: einen gegebenen relativen Preis von Textilien zu Nahrungsmitteln (Weltmarktpreis bei Freihandel) oder einen sich anpassenden Preis (Autarkie).
Wir nehmen zunächst an, dass das Arbeitsangebot im Land wächst. Grafisch verschiebt sich die Transformationskurve nach der Erhöhung des Arbeitsangebotes nach außen. Das Land kann theoretisch sowohl mehr Textilien als auch mehr Lebensmittel produzieren als bisher. Diese Steigerung ist jedoch im Lebensmittelbereich weitaus größer als im Textilbereich. Es kommt zu einer einseitigen Expansion der Produktionsmöglichkeiten, wenn sich die TK in einer Richtung stärker verschiebt als in der anderen. (Bei der hier gewählten Transformationskurve bleibt die maximale Produktionsmenge bei ausschließlicher Produktion von Textilien sogar konstant. Das ist jedoch ein vereinfachender Grenzfall.) Bei einer Erhöhung der Kapitalmenge gilt dasselbe mit vertauschten Sektoren.
Autarkie: Anpassung der Preise
Hier passt sich im neuen Gleichgewicht nicht nur die Produktionsmenge, sondern auch der Preis, d.h. die Steigung der TK im Produktionspunkt, an. Wie man in der Graphik sieht, steigt bei einer Ausweitung der Arbeitsmengen die Produktion im arbeitsintensiven Sektor, also der Lebensmittelproduktion. Gleichzeitig sinkt der Preis für Lebensmittel, da das relative Angebot (und somit der Konsum) an Lebensmitteln nun größer ist und der Grenznutzen im Verhältnis zu Textilien geringer wird. In der hier gewählten TK gleichen sich im Autarkiefall die Mengeneffekte beim anderen Gut (Textilien) aus. Sie könnten bei anderen Produktionsfunktionen netto positiv oder negativ sein.1
In der unten stehenden Graphik können Sie anhand der Regler sowohl Arbeits- wie Kapitalangebot verändern und die entsprechenden Veränderungen in der Volkswirtschaft erkennen.
Freihandel: extern gegebener Weltmarktpreis
Setzen wir nun den relativen Preis von Textilien als gegeben voraus (Weltmarktpreis). Diese zusätzliche Annahme verändert einige Reaktionen innerhalb der Volkswirtschaft wesentlich. Insbesondere die Allokation der Ressourcen in den verschiedenen Industrien ändert sich deutlich. Bei einer Steigerung des Arbeitsangebotes wird das Land nicht nur mehr Arbeit und Kapital dem arbeitsintensiven Lebensmittelsektor zuweisen, sondern sogar Ressourcen vom kapitalintensiven Textilsektor abziehen. Wenn Arbeit und Kapital von Textilindustrie zur Lebensmittelindustrie wandern, produziert das Land in der Folge viel mehr Lebensmittel aber weniger Textilien. Es kommt also zu einer übermäßigen Steigerung der Lebensmittelproduktion zu Lasten der Textilproduktion. In der unten stehenden Graphik kann man dies leicht nachvollziehen.2
Wenn das relative Arbeitsangebot sinkt, verschiebt sich die TK nach innen. Als Folge sinkt die Produktion in einem arbeitsintensiven Sektor deutlich mehr als im Vergleich zum kapitalintensiven Sektor. Die Produktion von Lebensmitteln geht stärker zurück als die Produktion von Textilien beim unveränderten relativen Preis.
Eine Erhöhung des Kapitals verschiebt die TK auch nach außen, aber diese Steigerung ist im Textilbereich (kapitalintensives Gut) größer als im Lebensmittelbereich (arbeitsintensives Gut). Es kommt wieder zu einer einseitigen Expansion der Produktionsmöglichkeiten. Die Produktion von Textilien steigt und die Produktion von Lebensmitteln sinkt.
Beim Sinken vom relativen Kapitalangebot verschiebt sich die TK nach innen, so dass die Produktion von Textilien stärker zurück geht als die Produktion von Lebensmitteln.
Die einseitigen Wirkungen von Ressourcenerhöhungen auf die Produktionsmöglichkeiten lassen erkennen, wieso eine unterschiedliche Ausstattung mit Ressourcen ursächlich für Außenhandel ist. Eine Erhöhung des Kapitalangebots erweitert die Produktionsmöglichkeiten unverhältnismäßig in Richtung der kapitalintensiven Industrie, eine Erhöhung des Arbeitsangebots hingegen in Richtung der arbeitsintensiven Industrie. Dieser Zusammenhang wird auch als Rybczynski-Theorem bezeichnet.
1Eine genauere Darstellung des Formalismus, allerdings angewendet auf einen anderen Sachverhalt, finden Sie im Kapitel Haushalt: Einkommens- und Substitutionseffekte.
2Der optimale Produktionspunkt bestimmt sich wie in den anderen Modellen auch als Tangentialpunkt an der Transformationskurve, bei dem die Steigung der Tangente durch den Preis vorgegeben ist.
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