9.8 Geldpolitische Maßnahmen im Mundell-Fleming Modell

Geldpolitische Maßnahmen, also Änderungen von Zinsen oder Geldangebot, lassen sich in zwei Kategorien einteilen: restriktive und expansive Geldpolitik. Die restriktive Geldpolitik reduziert die Geldmenge bei höheren Zinsen, die expansive Geldpolitik erhöht die Geldmenge mit niedrigeren Zinsen. Mit Hilfe des Schiebereglers kann man sowohl expansive wie auch restriktive geldpolitische Maßnahmen einstellen.

Im Falle restriktiver Geldpolitik drehen sich im Vergleich zur expansiven Geldpolitik die Vorzeichen um: Ab- wird zu Aufwertung, Wachstum zur Rezession, steigende zu fallenden Zinsen. Im folgenden beschreiben wir deshalb lediglich die Zusammenhänge bei expansiven geldpolitischen Maßnahmen.

Expansive Geldpolitik

Wird die Geldmenge von M0 auf M1 erhöht, Schieberegler nach rechts, so verschiebt sich die LM-Kurve nach rechts. Das neue ISLM Gleichgewicht GGZ mit niedrigeren Zinsen und höherem BIP (y0 steigt auf yZ und r0 fällt auf rZ) stellt sich auf dem heimischen Gütermarkt ein. Das gestiegene Einkommen führt allerdings zu einer Verschiebung der FF-Kurve, da sich aufgrund steigender Importe die Leistungsbilanz verschlechtert. (fiktiver Punkt B im 3. Quadranten). Somit ergibt sich ein Ungleichgewicht am Devisenmarkt: Beim alten Wechselkurs S0 müssten die Zinsen auf bis zum Punkt A im 4. Quadranten ansteigen, um das Leistungsbilanzdefizit auszugleichen. Tatsächlich sind sie ja aber aufgrund der expansiven Geldpolitik gesunken auf rZ (Punkt C). Die entgegengesetzte Entwicklung von Leistungs- und Kapitalbilanz sorgen also für ein sehr deutliches Ungleichgewicht auf dem Devisenmarkt: Die Zinslücke zwischen Punkt A und Punkt C, die eine deutlich negative Zahlungsbilanz repräsentiert. Dieses Ungleichgewicht wird auch dadurch ersichtlich, dass in dieser Situation die BP Linie nicht durch das heimische Gütermarktgleichgewicht verläuft.

Primäre Wechselkurseffekte

Dieses Ungleichgewicht wird durch eine Marktreaktion ausgeglichen: Der Wechselkurs der heimischen Währung werte deutlich ab: Er steigt von S0 auf S1. Diese primäre Reaktion des Wechselkurses ist auf reine Devisenmarktreaktionen zurückzuführen. Punkt GGZ im vierten Quadranten liegt auf der FF-Kurve zu yZ. Aufgrund des sehr starken Ungleichgewichts am Devisenmarkt (siehe Begründung der Zinslücke AC) muss der Wechselkurs stark abwerten, um dieses auszugleichen. Erstens, war die Attraktivität der Währung als Anlage aufgrund der niedrigen Zinsen gesunken und zweitens sorgte das Leistungsbilanzdefizit für ein vermehrtes Angebot an heimischer Währung. In Summe fällt die Abwertung so stark aus, dass die Leistungsbilanz ins Positive dreht (Punkt GGZ im dritten Quadranten). Damit ist die Ökonomie allerdings noch nicht vollständig im Gleichgewicht.

Sekundäre Wechselkurseffekte

Der niedrige Wechselkurs S1 sorgt für einen Anstieg der heimischen Exporte. Dies führt zu einer Rechtsverschiebung der IS Kurve, da die Exportnachfrage auch auf dem heimischen Gütermarkt wirkt. Mithin wächst das BIP weiter auf y1 während die Zinsen wieder moderat ansteigen auf r1. Die BP-Kurve wird mit steigendem Wechselkurs aufgrund des positiven Leistungsbilanzeffektes nach rechts verschoben und geht nun durch das neue endgültige Gleichgewicht GG1. Der weitere Anstieg des BIP führt zudem zu einer moderaten Verschiebung der FF Kurve nach oben, so dass sich auch auf dem Devisenmarkt ein Gleichgewicht GG1 bei r1 und S1 einstellt.

Fazit:

Die expansive Geldpolitik bewirkt eine Abwertung der Währung, welche über eine Steigerung der Exporte den Wachstumsimpuls verstärkt und den Zinsimpuls abschwächt.


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Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de