6.1.2 Steuereinnahmen

In dieser Graphik wird betrachtet, wie sich die Steuer nicht auf die Menge und den Preis, sondern auf die Wohlfahrt der Marktteilnehmer auswirkt. Die Zusammenhänge zwischen Steuereinnahmen und Steuersatz, sowie die Bestimmungsparameter für die Aufteilung der Steuerlast zwischen Konsumenten und Produzenten analysiert. Um die relevanten Effekte zu verdeutlichen, lassen sich hier die Angebots- und Nachfragekurve über das Kreuz Marktgleichgewicht verschieben und die Steigungen über die Regler Angebots- resp. Nachfrageelastizität regeln.

Da vorab festgestellt wurde, dass die Auswirkungen einer Steuer beim Verkäufer identisch mit den Auswirkungen einer Steuer beim Käufer sind, kann zur Wohlfahrtsbetrachtung auf das Einzeichnen der Verschiebungen der Angebots- und Nachfragekurve verzichtet werden.

Die Aufteilung der ökonomischen Steuerlast hängt von der Elastizität von Angebot und Nachfrage ab. Diejenige Seite, die elastischer (flache Kurve) ist, d.h. bei Preisänderungen flexibler ihre nachgefragte bzw. angebotene Menge anpassen kann, trägt den geringeren Teil der Steuerlast. Die unelastische, unflexible Seite (steile Kurve) trägt den höheren Anteil. Dies wird leicht ersichtlich, wenn man die Neigung einer der beiden Kurven ändert und die veränderte Aufteilung der Steuerlast betrachtet. Dabei stellt der orange Balken die von den Konsumenten zu tragende Steuer (Differenz zwischen dem von Ihnen zu zahlenden Preis mit Steuer und dem Gleichgewichtspreis auf dem Markt ohne Steuer) dar. Der dunkelgrüne Balken repräsentiert die von den Produzenten zu tragende Steuer (Differenz zwischen dem Ihnen verbleibenden Nettopreis im Markt mit Steuer und dem Gleichgewichtspreis auf dem Markt ohne Steuer).

Durch die Erhebung einer Steuer ändert sich die Wohlfahrt aller Beteiligten. Wie vorab erläutert, verschlechtert sich für die Konsumenten die Wohlfahrt, da sie einen höheren Preis für das Gut bezahlen müssen. Auch die Wohlfahrt der Produzenten wird durch den geringeren Verkaufspreis, den sie für das Gut bekommen, verschlechtert. Beide Seiten erleiden zudem noch Wohlfahrtseinbußen durch den Rückgang der umgesetzten Menge, da aufgrund der gestiegenen (gesunkenen) effektiven Preise einige Konsumenten (Produzenten) aus dem Markt ausscheiden. Der Staat, der die Steuer erhebt, profitiert.

Anhand der Konsumenten- und Produzentenrente sowie den Steuereinnahmen sollen die Veränderungen betrachtet werden.

Der Staat erhält Steuereinnahmen in Höhe des Produktes der verkauften Menge und des Steuersatzes pro Gut. Diese Steuereinnahmen bildet die rote Fläche ab. Die Konsumenten- und Produzentenrente gehen bei steigender Steuerhöhe zurück. Dabei entsprechen die Steuereinnahmen genau dem Wohlfahrtsverlust der im Markt verbliebenen Konsumenten und Produzenten, da der Staat ja genau die Differenz zwischen alten Marktpreis und neuem effektiven Kaufpreis von den Konsumenten und die Differenz zwischen altem Marktpreis und neuem effektiven Verkaufspreis bei den Produzenten erhält. Der Wohlfahrtsverlust derjenigen Produzenten und Konsumenten, die aus dem Markt ausscheiden, wird jedoch nicht durch Steuereinnahmen kompensiert, da hier ja kein besteuerbarer Umsatz stattfindet. Es entsteht ein echter Wohlfahrtsverlust (graues und graugrünes Dreieck).

Steigt die Höhe der Steuer, sinkt der von den Verkäufern erzielte Preis und steigt der von den Käufern zu bezahlende Preis. Je höher die Steuer ist, desto geringer werden das Angebot und die Nachfrage für das besteuerte Gut. Der gesamtstaatliche Nettowohlfahrtsverlust steigt bei wachsender Steuerhöhe. Wird der Steuerkeil sehr groß, so stellt er allerdings einen Anreiz zu Ausweichreaktionen wie beispielsweise dem Schmuggel von Zigaretten dar.

Wir sehen also, dass ein staatlicher Markteingriff einen Wohlfahrtsverlust erzeugt und dieser umso höher ist, je stärker der staatliche EIngriff ausfällt. Steuern sind also nicht für jeden einzelnen eine sehr lästige Sache, sondern schaden auch der Gesellschaft als Gesamtheit. Allerdings darf man bei dieser Überlegung nicht außen vor lassen, dass Steuern vornehmlich eine Finanzierungsfunktion für den Staat haben und die staatlichen Aktivitäten in der Regel ebenfalls einen Nutzen für die Gesellschaft haben. Die Erhebung von Steuern sollte also immer nur insoweit erfolgen, dass die Vorteile durch die zu finanzierenden staatliche Aktivität die Nachteile durch die Wohlfahrtsverluste am Markt überwiegen.3

3Genauer gesagt sollte der marginale Vorteil, der durch jeden Steuereuro erzielt werden kann, dem marginalen Nachteil durch einen weiteren eingenommenen Steuereuro entsprechen.


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