8.8.2 Rezession bei fixen Wechselkursen

Welche Auswirkungen hat ein fixer Wechselkurs nun auf die Wirtschaftspolitik? Meistens werden Wechselkurse fixiert um die Handelsbeziehungen zu intensivieren, sich an die monetäre Stabilität des Ankerlandes zu binden oder generell mit Hilfe dieses externen Ankers die Wirtschaft zu stabilisieren. Im Rahmen des monetären Modells können wir jedoch zeigen, dass dies auch zu einer Verstärkung endogener Wachstumsschocks führt, d.h. kommt es zu einer Wachstumsschwäche oder Rezession, so verstärkt die am Wechselkurs orientierte Geldpolitik diese und verschlimmert die Krise. Die Regierung hat in einem solchen Fall nur die Wahl, gegen eine verstärkte Wirtschaftskrise anzugehen oder das Wechselkursziel aufzugeben bzw. durch eine Abwertung anzupassen. Umgekehrt verstärkt die Geldpolitik natürlich auch positive Wachstumsimpulse. Die folgende Graphik veranschaulicht diese Zusammenhänge.

Der Schieberegler ermöglicht es, einen exogenen Wachstumsschock darzustellen. Im Falle eine rezessiven Schocks heißt dies, dass das Einkommen Y 0 auf Y 1 reduziert wird. In der Folge würde das Preisniveau steigen (falls die Geldpolitik nicht durch eine Reduzierung der Geldmenge reagiert) und der Wechselkurs abwerten (Kaufkraftparität). Um dies zu verhindern, muss die Notenbank reagieren. Diese Reaktion kann mit Hilfe des Buttons angezeigt werden und ist blau markiert. Die Notenbank hat dabei zwei Möglichkeiten. Sie kann entweder Devisen verkaufen, um den Abwertungsdruck zu reduzieren. Dabei entzieht sie heimisches Geld dem Kreislauf und senkt so die umlaufende Geldmenge (FX , Punkt 1). Alternativ dazu kann sie auch direkt den heimischen Kredit reduzieren, also eine restriktive Geldpolitik fahren(DC , Punkt 2). Beide Politiken, oder auch eine Mischung davon, reduzieren die heimische Geldmenge (M = DC + FX ), so dass sich die Geldnachfragekurve nach unten verschiebt bis der Preisdruck egalisiert wird. Wenn das Preisniveau sich nicht ändert, entsteht kein Druck auf den Wechselkurs und das neue Gleichgewicht bei verringertem Einkommen stellt sich ein.

Im Falle eines positiven Wachstumsschocks stellt sich das Gegenteil ein. Der Deflationsdruck erzeugt einen Aufwertungsdruck auf dem Devisenmarkt, den die Notenbank durch eine Ausweitung der Geldmenge, M , weil entweder DC (expansive Geldpolitik) oder FX (Aufkauf von Devisenreserven gegen neu geschöpftes Geld), entgegen wirkt.

Fixe Wechselkurse zwingen die Notenbank also zu einer Geldpolitik, die als Multiplikator für die Wirkung von Wachstumsschocks wirkt. Bei einer Rezession wird die Geldmenge reduziert und belastet so zusätzlich die Ökonomie, bei einem Boom hingegen wird die Geldmenge erhöht und befeuert die Ökonomie so zusätzlich. Die geldpolitische Reaktion auf exogene Wachstumsschocks kann also gegebenenfalls sogar in einer Überhitzung münden.


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Prof. Dr. Christian Bauer, Lehrstuhl für monetäre Ökonomik, Universität Trier, D-54296 Trier, E-mail: bauer@uni-trier.de